Auf der Spur des Falken by Rainer M. Schröder

Auf der Spur des Falken by Rainer M. Schröder

Autor:Rainer M. Schröder [Schröder, Rainer M.]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Falkenhof 2
veröffentlicht: 2013-05-15T16:00:00+00:00


Als Gaukler unter Gauklern

Sonderbare Träume suchten ihn in der Dunkelheit heim. Sie stiegen aus seinem Unterbewusstsein auf wie wirre Nebelgebilde aus dunklen Waldungen im Dämmerlicht zwischen Tag und Nacht. Und sie trugen all die Fragen, Zweifel und Ängste mit sich, die auf dem tiefen Grund seiner Seele lagen.

Es war schon gegen Morgen, als ihn die Alpträume in den Kerker nach Mainz verschleppten. Er fand sich in einem katakombenähnlichen Gewölbe wieder. Das grauschwarze Gestein der mächtigen Quader, aus denen Mauer und Decken errichtet waren, glänzten nass im Schein rußender Fackeln. Ein eisiger Windzug aus irgendeinem fernen Gang oder Gitterfenster fegte immer wieder durch das mächtige Gewölbe, in das noch nie ein Sonnenstrahl gefallen war. Dann neigten sich die lodernden Flammen der Fackeln.

Tobias jedoch schwitzte, den wiederkehrenden Eiswinden zum Trotz. Er schwitzte aus allen Poren und glaubte ersticken zu müssen. Voller Entsetzen war sein Blick auf Onkel Heinrich gerichtet, der in einem offenen Nebengelass auf einer hölzernen Streckbank lag. Eisenbänder umschlossen Hand- und Fußgelenke. Von dort führten Ketten zu den Winden am Kopf- und Fußende der Streckbank. Tillmann und Stenz bedienten die Speichenräder und hielten die Ketten straff gespannt. Die teuflische Freude am Foltern war ihren verschwitzten, grinsenden Visagen deutlich anzusehen.

Zeppenfeld stand zwischen ihm und der Streckbank, wie immer makellos gekleidet. Er hielt einen Packen Karten in der rechten und ein mit schwarzem Sand gefülltes Stundenglas in der linken Hand. Rechts von ihm saß ein Falke auf einem Eisengestänge. Sein Schnabel, seine Krallen, sein Gefieder – alles an ihm war von silbriger Farbe. Nur die Augen leuchteten in einem kalten Rot.

Tobias wollte einen Schritt nach vorn tun. Doch da breitete der Falke kurz die Schwingen aus und flatterte einmal und Tobias war, als hielte ihn ein gewaltiger Luftstrom auf der Stelle, obwohl er sich mit aller Macht dagegenstemmte.

Zeppenfeld lachte höhnisch. »Auch wenn dich der Falke ließe, du kannst nicht entkommen. Du bist verloren, Tobias Heller! Ein Schritt – und du stürzt in die Tiefe!«

Tobias richtete den Blick nach unten – und erschrak. Er stand auf einem Gitter, das aus Dutzenden von Falkenstöcken bestand. Doch die Hölzer waren brüchig und ächzten schon unter seinem Gewicht. Und jenseits dieses Gitters gähnte ein bodenloser Abgrund. Ihm wurde bewusst, dass er weder vor noch zurück konnte. Er war so gefangen wie sein Onkel, der den Folterknechten hilflos ausgesetzt war.

»Dein Leben und das deines Onkels liegen in deiner Hand! Jetzt zeige, was du gelernt hast, Tobias!«, rief Zeppenfeld ihm zu. »Doch überlege gut! Eine falsche Antwort und dein Onkel lässt sein Leben dort auf der Streckbank!«

Tobias war zu keiner Antwort fähig. Er sah, wie Zeppenfeld mit dem Daumen die oberste Karte vom Stoß schnippte. Sie segelte durch die Luft, am Falken vorbei, dessen Schnabel jäh vorstieß und die Karte festhielt – und zwar so, dass Tobias erkennen konnte, was auf die Karte gemalt war.

Herz-As!

Der schwarze Sand begann durch das Stundenglas in Zeppenfelds Hand zu rinnen – und dieser Sand war sein Leben und das seines Onkels.

Fieberhaft überlegte Tobias. Wie sahen dafür die Zeichen aus, die Jana ihm



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